Titelbild perinatale Depression
Depressionen

Perinatale Depression während und nach der Schwangerschaft

Eine perinatale Depression kann während oder nach einer Schwangerschaft auftreten. Die Symptome können leicht bis schwerwiegend sein. In seltenen Fällen sind die Symptome so schwer, dass sie die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden. Perinatale Depressionen sind behandelbar. Dieser Beitrag beschreibt die Anzeichen und Symptome einer perinatalen Depression und wie Sie oder Ihre Angehörigen Hilfe bekommen können.

Perinatale Depression: Überblick

Eine perinatale Depression ist eine Stimmungsstörung, die bei Frauen während der Schwangerschaft und nach der Geburt auftreten kann. Der Begriff perinatal bezieht sich auf die Zeit vor und nach der Geburt eines Kindes (von griechisch peri- „um … herum“ und lateinisch natalis „zur Geburt gehörig“). Perinatale Depressionen umfassen sogenannte pränatale Depressionen, die während der Schwangerschaft beginnen und postpartale Depressionen, die nach der Geburt des Kindes auftreten. Mütter mit einer perinatalen Depression leiden unter extremer Traurigkeit, Angst und Müdigkeit. Diese Symptome erschweren es ihnen, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, einschließlich der Sorge für sich selbst und ihr Kind.

Völlig normal: der Baby-Blues

Die perinatale Depression ist zu unterscheiden vom häufigeren „Baby-Blues“. Dieser ist durch leichte Stimmungsschwankungen und Gefühle der Sorge, Unzufriedenheit und Erschöpfung gekennzeichnet, die viele Frauen in den ersten zwei Wochen nach der Geburt eines Babys erleben. Da Babys rund um die Uhr Betreuung benötigen, ist es normal, dass sich Mütter manchmal müde oder überfordert fühlen. Wenn die Stimmungsschwankungen und Gefühle von Angst oder Unzufriedenheit schwerwiegend sind oder länger als zwei Wochen anhalten, kann eine Frau jedoch an einer postpartalen Depression leiden, die sich ohne Behandlung nur sehr langsam bessert.

Perinatale Depression: Ursachen

Perinatale Depression ist eine reale Erkrankung. Sie kann jede Mutter treffen, unabhängig von Alter, Einkommen, Kultur oder Bildung. Frauen tragen keine Schuld an der perinatalen Depression. Sie wird nicht durch etwas ausgelöst, was eine Mutter getan oder unterlassen hat. Die Forschung deutet darauf hin, dass perinatale Depressionen durch eine Kombination von genetischen Faktoren und Umweltbedingungen verursacht werden. Alltagsstress (zum Beispiel berufliche Anforderungen oder traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit) kann ein Auslöser sein.

Auch die körperlichen und emotionalen Anforderungen, die mit dem Kinderkriegen und der Pflege eines Babys verbunden sind, sowie hormonelle Veränderungen während und nach der Schwangerschaft können zur Entwicklung einer perinatalen Depression beitragen. Darüber hinaus haben Frauen ein höheres Risiko, an einer perinatalen Depression zu erkranken, wenn in ihrer persönlichen oder familiären Vorgeschichte Depressionen oder bipolare Störungen aufgetreten sind oder wenn sie in einer früheren Schwangerschaft eine perinatale Depression erlebt haben.

Postpartale Psychose

Eine seltene, aber sehr schwerwiegende psychische Störung ist die postpartale oder puerperale Psychose, die in der Regel in den ersten Wochen nach der Entbindung auftritt. Sie beginnt ohne Vorwarnung und ist meistens sehr stark ausgeprägt. Frauen mit postpartaler Psychose können unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Manie, Paranoia und Verwirrtheit leiden. Sie laufen auch Gefahr, sich selbst oder ihr Kind zu verletzen und sollten so schnell wie möglich Hilfe in Anspruch nehmen. Mit professioneller Hilfe ist eine Genesung möglich.

Perinatale Depression: Symptome

Bei manchen Frauen treten nur wenige Symptome einer perinatalen Depression auf, bei anderen sind es mehrere. Zu den häufigsten Symptomen einer perinatalen Depression gehören:

  • Anhaltend traurige, ängstliche oder „leere“ Stimmung
  • Reizbarkeit
  • Gefühle von Schuld, Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Hilflosigkeit
  • Verlust von Interesse oder Freude an Hobbys und Aktivitäten
  • Müdigkeit oder abnormale Abnahme der Energie
  • Gefühl der Unruhe oder Schwierigkeiten, still zu sitzen
  • Konzentrations- oder Entscheidungsschwierigkeiten
  • Schlafstörungen auch wenn das Baby schläft, Verschlafen oder frühes Aufwachen
  • Abnormaler Appetit, Gewichtsveränderungen oder beides
  • Schmerzen, Krämpfe oder Verdauungsprobleme, für die es keine eindeutige körperliche Ursache gibt oder die auch mit Behandlung nicht abklingen
  • Schwierigkeiten, eine emotionale Bindung zu dem neuen Baby aufzubauen
  • Anhaltende Zweifel an der Fähigkeit, für das neue Baby zu sorgen
  • Gedanken an Tod oder Selbstmord oder daran, sich selbst oder dem Baby zu schaden

Ob es sich bei den Symptomen tatsächlich um eine perinatale Depression handelt, kann nur von einem Arzt oder einer Ärztin festgestellt werden. Es ist wichtig, dass Frauen, die eines dieser Symptome verspüren, sich in eine medizinische Behandlung begeben.

Perinatale Depression: Behandlung

Die Behandlung von perinatalen Depressionen ist wichtig für die Gesundheit von Mutter und Kind, da sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen für beide haben können. Mit der richtigen Behandlung geht es den meisten Frauen besser und ihre Symptome bessern sich. Die Behandlung umfasst häufig eine Gesprächstherapie, Medikamente oder eine Kombination aus beidem. Wenn diese Behandlungen die Symptome nicht lindern, können Hirnstimulationstherapien eine Option sein, die es zu prüfen gilt. Ein Arzt oder eine Ärztin kann Frauen dabei helfen, die beste Behandlung für ihre Symptome zu finden.

Psychotherapie

Verschiedene Arten der Psychotherapie können Frauen mit perinataler Depression helfen. Zwei Beispiele für evidenzbasierte Ansätze, die zur Behandlung perinataler Depressionen eingesetzt wurden, sind die kognitive Verhaltenstherapie und die interpersonelle Therapie.

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie, die Menschen mit Depressionen und Angstzuständen helfen kann. Sie lehrt Menschen, anders zu denken, sich anders zu verhalten und auf Situationen anders zu reagieren. Die Menschen lernen, schädliche Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu verändern, um ihre depressiven und ängstlichen Gefühle und Emotionen zu verbessern. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann individuell oder mit Gruppen von Menschen mit ähnlichen Problemen durchgeführt werden.

Die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) ist eine evidenzbasierte Therapie, die zur Behandlung von Depressionen, einschließlich perinataler Depressionen, eingesetzt wird. Sie basiert auf der Idee, dass zwischenmenschliche und lebensgeschichtliche Ereignisse die Stimmung beeinflussen und umgekehrt. Ziel der IPT ist es, Menschen dabei zu helfen, ihre Kommunikationsfähigkeiten in Beziehungen zu verbessern, soziale Unterstützungsnetzwerke aufzubauen und realistische Erwartungen zu entwickeln, die es ihnen ermöglichen, mit Krisen oder anderen Problemen umzugehen, die möglicherweise zu ihrer Depression beitragen.

Medikamente

Frauen mit perinataler Depression werden häufig mit Antidepressiva behandelt. Diese verändern die Wirkung bestimmter Botenstoffe im Gehirn, die die Stimmung oder den Stress kontrollieren. In der Schwangerschaft und Stillzeit wird der Arzt oder die Ärztin dafür sorgen, dass das Baby so wenig wie möglich mit dem Medikament in Kontakt kommt.

Das Risiko von Geburtsfehlern oder anderen Problemen bei Babys von Müttern, die während der Schwangerschaft Antidepressiva einnehmen, ist sehr gering. Dennoch sollten Frauen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zusammenarbeiten, um die Risiken und Vorteile abzuwägen und die beste Lösung für ihre Situation zu finden. Möglicherweise müssen Frauen mehrere Medikamente ausprobieren, bevor sie eines finden, das die Symptome lindert und überschaubare Nebenwirkungen hat.

Es dauert in der Regel sechs bis acht Wochen, bis Antidepressiva wirken. Symptome wie Schlaf-, Appetit- und Konzentrationsprobleme verbessern sich oft, bevor sich die Stimmung bessert. Es ist wichtig, den Medikamenten eine Chance zu geben, bevor man entscheidet, ob sie wirken oder nicht.

Beenden Sie die Einnahme von Antidepressiva nicht ohne die Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin. Manchmal fühlen sich Menschen, die Antidepressiva einnehmen, besser, setzen dann aber die Medikamente von sich aus ab, und die Depression kehrt zurück. Ein abruptes Absetzen des Medikaments kann zu Entzugserscheinungen führen. Wenn eine Frau und ihr Arzt oder ihre Ärztin entschieden haben, dass es an der Zeit ist, das Medikament abzusetzen, wird der Arzt oder die Ärztin ihr helfen, die Dosis langsam und sicher zu verringern.

Manchmal zeigen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren unter der Einnahme von Antidepressiva vermehrt suizidale Gedanken oder Verhaltensweisen, insbesondere in den ersten Wochen der Behandlung oder wenn die Dosis verändert wird. Patienten aller Altersgruppen, die Antidepressiva einnehmen, sollten in den ersten Wochen der Behandlung sorgfältig überwacht werden. Wenn suizidales Verhalten beobachtet wird, ist sofort ein Arzt zu benachrichtigen.

Perinatale Depression: Wie Angehörige helfen können

Es ist wichtig zu verstehen, dass ein perinatale Depression eine Erkrankung ist, die Mutter, Kind und Familie betrifft. Familienmitglieder und Freunde sind oft die ersten, die die Symptome bei einer Mutter erkennen. Die Behandlung ist entscheidend für die Genesung. Familienangehörige können die Mutter ermutigen, einen Arzt aufzusuchen, sie emotional unterstützen und ihr bei alltäglichen Aufgaben wie der Pflege des Babys oder der Hausarbeit helfen.

Selbsthilfegruppen können eine gute Quelle für Unterstützung und Informationen sein. Ein Beispiel für eine solche Gruppe ist die Selbsthilfegruppe „Krise & Geburt“; andere können über eine Online-Suche gefunden werden.

Perinatale Depression: mehr Infos

 

 

You may also like

More in:Depressionen

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert