NaSSA: die „neueren Antidepressiva“

Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva, kurz NaSSA, sind seit den 1960er Jahren bekannt und haben die Behandlung von Depressionen revolutioniert. Mirtazapin, das sich durch einen schnellen Wirkungseintritt auszeichnet, ist heute das am häufigsten verschriebene Medikament dieser Gruppe.

Die Wirkstoffe der Gruppe der NaSSA gehören chemisch gesehen zu den tetrazyklischen Antidepressiva (TeZA), die ihrerseits von den trizyklischen Antidepressiva (TZA) abgeleitet sind. Die ersten Tetracycline boten nur geringe Vorteile hinsichtlich Verträglichkeit und Wirksamkeit. Dies änderte sich erst 1967 mit Mianserin, dem ersten „NaSSA“. Noch besser ist Mirtazapin, der heute bekannteste Vertreter dieser Gruppe.

Mianserin

Mianserin wurde 1967 patentiert. Im Vergleich zu älteren Tetracyclinen ist es wesentlich wirksamer. Von Mianserin ist Mirtazapin abgeleitet, das als erstes dem neuen Wirktyp „NaSSA“ zugeordnet wurde, zu dem heute auch Mianserin gehört. Mianserin birgt einige Risiken, zum Beispiel Störungen der Blutbildung und Schädigungen des Knochenmarks. Es ist daher heute nicht mehr das Mittel der ersten Wahl, wird aber immer noch eingesetzt.

Mirtazapin

Das 1976 patentierte Mirtazapin ist zur Behandlung depressiver Störungen zugelassen. Off-Label wird es auch bei generalisierter Angststörung, sozialer Phobie, Panikstörung und Winterdepression sowie als Schlafmittel eingesetzt. Ein großer Vorteil von Mirtazapin ist sein schneller Wirkungseintritt. Außerdem kann durch die beruhigende Wirkung in vielen Fällen auf Schlafmittel verzichtet werden. Der Bedarf an Benzodiazepinen und Z-Substanzen ist unter Mirtazapin geringer als sonst. (Siehe dazu: Mirtazapin senkt Benzodiazepin-Bedarf).

Andere NaSSA

In Asien, vor allem in Japan, wird neben Mianserin und Mirtazapin auch Setiptilin eingesetzt, das aber außerhalb Asiens keine Rolle spielt. Aptazapin und Esmirtazapin haben es nicht bis zur Zulassung geschafft. Beide zeigten keinen Vorteil gegenüber den bereits bekannten Substanzen, so dass die Entwicklung ins Stocken geriet.

Erhältlichkeit

Produkte vom Typ NaSSA werden heute von vielen Herstellern angeboten. Da die Patente abgelaufen sind, gibt es viele Generika. Diese unterliegen der Verschreibungspflicht. Wer ein Mittel wie Mirtazapin oder Mianserin kaufen will, braucht also ein Rezept.