Bild für Mirtazapin und Bezodiazepine
MirtazapinNaSSA

Mirtazapin senkt Benzodiazepin-Bedarf

Depressionen gehen häufig mit Angst- und Schlafstörungen einher. Viele Betroffene erhalten deshalb nicht nur Antidepressiva, sondern auch ein Benzodiazepin oder eine Z-Substanz. Eine Studie hat nun gezeigt, dass das Antidepressivum Mirtazapin den Bedarf an Benzodiazepinen im Verlauf der Behandlung reduzieren kann. Obwohl die Studie sehr klein war, wurde sie in Fachkreisen positiv aufgenommen.

Hintergrund

Für die Behandlung von Depressionen stehen immer bessere Wirkstoffe zur Verfügung. Ältere Antidepressiva haben oft starke Nebenwirkungen und helfen manchen Patienten kaum oder gar nicht. Im Laufe der Zeit wurden sie weitgehend durch neu entdeckte Substanzen ersetzt. Zu den wichtigsten gehören heute die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI; u.a. Citalopram) und die spezifisch serotonergen Antidepressiva (NaSSA; u.a. Mirtazapin).

Trotz ihrer Vorteile brauchen auch die neuen Medikamente Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Anfangs können sich die Symptome sogar verstärken. Das Suizidrisiko steigt. Viele erhalten deshalb zusätzlich ein Benzodiazepin oder eine Z-Substanz. Damit lassen sich die mit der Depression einhergehenden Angst- und Schlafstörungen für kurze Zeit gut behandeln. Leider machen diese Medikamente nach kurzer Zeit abhängig. Außerdem machen sie müde, beeinträchtigen das Gedächtnis und erhöhen das Sturz- und Unfallrisiko. Daher ist es ein wichtiges Ziel, Strategien zu entwickeln, um sie zu vermeiden.

Mirtazapin kann Bedarf an Benzodiazepinen reduzieren

Neben SSRIs wie Citalopram, Sertalin oder Paroxetin gilt Mirtazapin aus der Gruppe der NaSSAs als Mittel der ersten Wahl. Im Vergleich zu den anderen Wirkstoffen wirkt es wesentlich schneller. Außerdem fördert es den Schlaf und lindert Ängste. Das legt die Vermutung nahe, dass es bei der Behandlung depressiver Patienten, die zusätzlich ein Benzodiazepin einnehmen, den SSRI überlegen sein könnte.

Um dies zu untersuchen, starteten japanische Wissenschaftler eine kleine Studie. Sie untersuchten den Verlauf von 65 Patienten mit Depressionen, die vom ersten Tag an mit einem Antidepressivum und zusätzlich mit einem Benzodiazepin oder einer Z-Substanz behandelt wurden. Als Antidepressiva wurden die SSRIs Sertalin und Paroxetin sowie das NaSSA Mirtazapin eingesetzt.

Nach 6 Wochen, 12 Wochen und 24 Wochen war der Anteil der Patienten, die noch ein Benzodiazepin benötigten, in der NaSSA-Gruppe signifikant niedriger. 6 Wochen nach Behandlungsbeginn betrug das Verhältnis 21% : 82%; nach 12 Wochen: 11% : 86%; nach 24 Wochen: 13% : 82%.

Stärken und Schwächen der Mirtazapin-Studie

Mit nur 65 Patienten war die Teilnehmerzahl sehr gering. Außerdem war die Abbruchrate sehr hoch. In der NaSSA-Gruppe nahmen nur 12 Patienten bis zum Ende teil. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen. Die Beobachtungen der Studie decken sich jedoch mit den Erfahrungen vieler Psychiater, die Mirtazapin bereits heute häufig bei Depressionen mit Schlafstörungen oder auch bei Beschwerden wie Schlaf-, Angst- und Panikstörungen verschreiben.

Quelle

 


 

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